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Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik
Forschung

Lagerströme


Um einen drehzahlvariablen Betrieb von elektrischen Maschinen zu ermöglichen, werden diese über Frequenzumrichter gespeist. Dieser wandelt eine Gleichspannung in eine Dreiphasenwechselspannung mit variabler Frequenz um. Er besteht aus Halbleiterschaltern, welche die Dreiphasenwechselspannung über geeignete Pulsmuster nachbilden. Die Wicklungsinduktivitäten der elektrischen Maschinen sorgen für eine Glättung des Phasenstroms, welcher für die Feldbildung im Luftspalt zwischen Rotor und Stator verantwortlich ist. Da die Summer der drei Phasenspannungen, anders als bei netzgeführten Maschinen, bei Umrichterbetrieb nicht Null ist, entstehen Gleichtaktstörungen, welche die Ursache für umrichterinduzierte Lagerströme darstellen.

Lagerströme lassen sich in unterschiedliche Kategorien einteilen. Dabei unterscheidet man zwischen denen, die durch den Spannungswert der Gleichtaktspannung entstehen und denen, welche durch den Gradienten der Gleichtaktspannung entstehen, weshalb die Betriebsparameter sowie die Schalteigenschaften des Frequenzumrichters einen großen Einfluss auf Lagerströme haben können. Der maximale Spannungswert der Gleichtaktspannung verursacht, durch kapazitive Kopplungen im Motor, eine Wellenspannung, welche zwischen dem Außen- und dem Innenring des Kugellagers anliegt. Überschreitet diese die Schwellspannung der Schmierfilmkapazität des Kugellagers, kommt es zu einem Durchschlag, einem "Electrical Discharge Machining" (EDM) Strompuls im Lager.
Der Gradient der Gleichtaktspannung kann in vielerlei Hinsicht zu Lagerströmen führen. Die Spannungsänderung treibt dabei einen Strom durch die Kapazitäten der Maschine. Dabei fließen Gleichtaktströme direkt durch das Lager oder es kommt zu zirkulären Strömen, welche induktiv vom Erdstrom induziert werden. Ebenso kann ein Strom über die Welle der Maschine zu einer geerdeten Last hin abfließen.

  • Messtechnische Erfassung von Lagerströmen in elektrischen Maschinen
  • Ermitteln von Zusammenhängen zwischen Frequenzumrichtern und Lagerströmen
  • Modellierung von Lagerströmen
  • Konzeptentwicklung zur Reduktion von Lagerströmen
Die Ansteuerung in einem drehzahlvariablen Betrieb erfolgt über einen Frequenzumrichter, bestehend aus sechs Leistungs-MOSFETs. Der Frequenzumrichter verursacht eine Gleichtaktspannung, welche im Sternpunkt der Maschine gemessen werden kann.
Die Gleichtaktspannung liegt zwischen den Motoranschlüssen und dem geerdeten Gehäuse an. Der Gleichtaktstrom fließt durch die Kapazitäten des Motors.
Es ist die Gleichtaktspannung, die Lagerspannung und der Lagerstrom zu erkennen. Die Gleichtaktspannung wird an einem künstlichen, hochohmigen Sternpunkt gemessen. Es ist zu erkennen, dass der Gradient der Gleichspannung einen Puls in der Messung des Lagerstroms hervorruft. Der EDM Strompuls entsteht durch das Zusammenbrechen der Lagerspannung.
Hier ist zu sehen, dass eine vergrößerte Totzeit kapazitive Lagerströme reduzieren kann, wenn der Phasenstrom das entsprechende Vorzeichen aufweist, hier gezeigt durch den Phasenwinkel. Der Grund ist, dass in diesem Bereich die Möglichkeit von weichem Schalten besteht, was für einen kleineren Gradienten der Gleichtaktspannung sorgt.
Zu sehen ist der Einfluss der Zwischenkreisspannung auf die Amplitude der kapazitiven Lagerströme bei einer 2.2 kW Asynchronmaschine. Auf der x-Achse ist der Phasenwinkel des Phasenstroms, welcher das Schaltverhalten des Frequenzumrichters beeinflusst und sich somit auch auf die kapazitiven Lagerströme auswirkt. Die y-Achse zeigt den maximalen Lagerstrom im Moment des Schaltvorgangs.

Kontakt

Publikationen

Schulte, F.; Pfost, M.Experimental Investigation of the Impact of Soft Switching on Capacitive Bearing Currents in SiC-Based Motor Drives, 2023 IEEE International Electric Machines & Drives Conference (IEMDC), San Francisco, CA, USA , 05.2023, DOI: 10.1109/IEMDC55163.2023.10239030